Strafverteidiger Notdienst Dresden (Teil1)

Frank Hannig

schlaflose Nacht – Keinem geholfen

Der Strafverteidigerverein Sachsen/ Sachsen- Anhalt hat etwas geniales eingerichtet: Einen Notdienst. Rund um die Uhr ist ein erfahrener Strafverteidiger telefonisch erreichbar. Die Telefonnummer (0172 7955559) steht im Internet und ist vor allem bei allen Dresdner Gerichten und Polizei- oder Zoll- Dienststellen vermerkt. Wenn also jemand ein Problem hat und dringend einen Anwalt braucht aber wegen der Nachtzeit oder am Sonn- oder Feiertag keinen Rechtsrat bekommen kann: Hier gibt es Rat. Die Verteidiger, die hier ans  Telefon gehen wechseln sich mit dem Notdienst ab und haben alle Ahnung, jeder ist erfahren und clever.

Rechtsanwalt Frank Hannig, Ihr Fachanwalt für Strafrecht.

Das ändert aber nichts daran, dass der Notruf manchmal auch nervt. Sicher wird jeder Notruf mal mißbraucht, aber letzte Nacht… Erster Anruf gegen 22.00. Eine weinende Frau. Sie ist betrunken, verzweifelt, das merkt man. Ich versuche behutsam zu fragen worum es ihr geht. „Das dauert eine Weile…“ sagt sie. „Ich muss da mehr erklären…“ Sie weint und schluchzt und beginnt Ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie hat ihre Familie verlassen, hat einen neuen Mann gefunden, hat keinen Kontakt mehr zu Ihren Kindern gehabt. Sie erzählt und erzählt, was sie alles getan und gedacht und gefühlt hat. Nach 20 Minuten gelingt es mir sie zu unterbrechen: „Liebe Frau, es tut mir leid, dass Sie so traurig sind aber bitte sagen Sie mir, wie ich helfen kann, dies ist doch ein Strafrechts- Notdienst. „Aber Sie sind Anwalt, ja?“, fragt sie. „Natürlich“, antworte ich ihr. „Sehen Sie,“ sagt sie „ich brauche einen Anwalt. Mein Kind ist gestorben und jetzt lässt mich mein Ex- Mann nicht entscheiden, wo er begraben wird:“ Oh Gott- die arme Frau, denke ich schockiert, frage einfühlsam nach, wie das passieren konnte, wie der Kontakt zu dem Ex- Mann ist, wie der Kontakt zum Kind war… „Ich weiß nicht“, sagt die Frau: „Ich hatte ja keinen Kontakt.“ Und dann stellt sich heraus: Der Sohn der verstorben ist, ist längst erwachsen. Die Frau hat ihn seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen und gesprochen, er hat eine eigene Familie und ein Testament hinterlassen, das bestimmt, wo er beerdigt werden wollte. Aber meine Anruferin will das nicht wahrhaben. Sie könne doch nicht zulassen, dass Ihr Sohn in seiner Heimat in Bayern bestattet werde, sie habe doch kein Geld, wie solle sie ihn denn da am Grab besuchen, man müsse die Behörden zwingen, ihn in Dresden zu beerdigen… Ich kann hier nicht helfen. Ich verstehe, dass die Frau verzweifelt ist aber das ist kein Fall für den Strafverteidiger-Notruf. Hier geht es bestenfalls um Erbrecht und wahrscheinlich kann die Frau ohnehin nichts tun, schließlich hat sie zu Ihrem Sohn keinerlei Kontakt mehr gehabt und ein erwachsener Mann hat selbst per Testament entschieden, was sein letzter Wille ist. Ich empfehle der Frau einen guten Spezialisten einen Fachanwalt für Erbrecht, suche die Telefonnummer raus. Das Telefonat geht mittlerweile über eine Stunde. „Nein, nein“, sagt die Frau: „Ich brauch keinen normalen Anwalt, ich habe kein Geld, ich war schon bei vielen Anwälten. Aber das ist doch der Notruf- Sie müssen mir doch umsonst helfen oder etwa nicht?“ Ich bin sprachlos. „Wann ist den Ihr Sohn gestorben?“. „Ach“, sagt die Frau, das ist schon eine Weile her, paar Jahre oder so. aber ich weiß es nicht genau. Ich hab ja keinen Kontakt zu seiner Familie. Helfen Sie mir nun?“ Es ist Sonntag Abend halb 12. Ich bin sprachlos. „Nein sage ich, sorry, hier kann ich nicht helfen.“ …Aber ein blödes Gefühl bleibt. Irgendjemand müsste der Frau vielleicht schon helfen, ein Therapeut? Ein Psychologe? eine Anwalt? Ich weiß es auch nicht, jedenfalls nicht der Verteidiger- Notdienst. Aber ich hoffe, die Frau findet ihren Frieden.

Ich lege auf. Es dauert keine 5 Minuten, da klinget das Notruftelefon erneut… (Fortsetzung folgt)

 

Immer für Sie da! Strafverteidiger Hannig (Dresden)

 

 

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